13. November 2023

DAAU

Etwa 1995 tauchte in meinem musikalischen Universum eine Kassette auf, die das erste Album einer belgischen Band namens „Die anarchistische Abendeinhaltung“ enthielt. Der Name war dem Buch „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse entnommen, die Band bestand aus vier klassisch ausgebildeten Musikern die Klarinette, Geige, Cello und Akkordeon spielten. Mit viel Punk-Allüren entwarfen sie eine Musik in der vieles durcheinander geriet und sich zu einer völlig neuen Art von Kammermusik entwickelte.

Im Laufe der Jahre erreichten mich alle anderen Alben kurz nach ihrer Veröffentlichung per Post und enttäuschten nie. Die Zusammensetzung der Band änderte sich immer wieder mal, der Name wurde gelegentlich aus praktischen Gründen zu DAAU verkürzt, der Sound wurde mal elektronischer, mal abstrakter, es gab Ausflüge in die Theatermusik und Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Die Grundidee einer energiegeladenen Kammermusik blieb immer erhalten.

Das erste Album (1995, Sub Rosa), das zu meinen All-Time-Favoriten gehört, wurde vor kurzem neu aufgelegt und man merkt absolut nicht, dass die Aufnahme bereits 28 Jahre alt ist.


Ebenso vor kurzem erschien das 12. Album der Band, „Musik für animierten Tonspurfilm“ (2023, Sub Rosa) – mit ausgeklügelten Audiocollagen, die das bisherige Schaffen der Band zusammenfassen.


P.S. Im Oktober 1998 spielten DAAU übrigens ihr einziges (?) Konzert in München, das Publikum war nicht sehr zahlreich (etwa 20 Besucher), dennoch gab es eine Zugabe nach der anderen und wurde so zu einem unvergesslichen Abend.

Lesetipp: Hermann Hesses „Steppenwolf“, ein Roman den man oft in jungen Jahren gelesen hat, verliert bei der erneuten Lektüre im Alter von Harry Haller - in den Fünfzigern - nichts von seiner Faszination und Aktualität und enthält unter anderem einige interessante Bezüge zur Jazz-Musik.