15. April 2025
Petite Messe Solennelle
Wie jedes Jahr in der Karwoche stelle ich hier ein Passionsoratorium oder ein entsprechend passendes Werk vor, meist aus dem Bereich der klassischen Musik.
Diesmal handelt es sich nicht um eine Passion, sondern um eine Messe, die „Petite Messe Solennelle“ von Gioachino Rossini (1792-1868), eine Komposition, die ich bereits sehr lange heiß und innig liebe.
Rossini, primär bekannt für seine Opern wie „Der Barbier von Sevilla“, komponierte dieses Werk 1863 als Auftragsarbeit zur Einweihung einer Privatkapelle eines Pariser Adligen – zu einem Zeitpunkt, an dem er seine aktive Komponistenlaufbahn bereits seit Jahrzehnten beendet hatte.
Die Besetzung ist ungewöhnlich reduziert: zwei Klaviere und ein Harmonium bilden das instrumentale Fundament, ergänzt durch Chor und Solisten. Diese sparsame Instrumentation verleiht dem Werk einen ganz besonderen Reiz. Stilistisch steht die Komposition näher an Rossinis theatralischem Opernschaffen als an der strengen Kirchenmusiktradition eines Bach oder Schütz. Dennoch gelingt Rossini eine überzeugende Verbindung von sakralem Inhalt und musikalischer Gestaltung und bringt so ein besonderes Kleinod der geistlichen Musik vervor. Kurz vor seinem Tod schrieb Rossini ein Orchesterversion, aus Sorge dass es jemand anderes machen würde „(…) so kommt Herr Sax mit seinen Saxophonen oder Herr Berlioz mit anderen Riesen des modernen Orchesters, wollen damit meine Messe instrumentieren und schlagen mir meine paar Singstimmen tot, wobei sie auch mich glücklich umbringen würden. (…)“ (Quelle mit ausfühlichem Text)

Meine Lieblingsversion ist die Einspielung des RIAS Kammerchors unter der Leitung von Marcus Creed (2001, Harmonia Mundi). Diese Interpretation besticht durch ihre Lebendigkeit, einen klaren, trockenen Ton und ausgezeichnete Solistenbesetzung. Die eher flotte Tempogestaltung und der weiche, schwerelose Klang von Chor und Solisten machen diese „kleine feierliche Messe“ zu einem hinreißenden, rhythmisch oft swingenden Hörerlebnis, das sicher auch dem klassikfremden Publikum viel Freude bereiten wird.