6. Dezember 2022
It's a girl!
Vor kurzem habe ich ein Konzert des Saxofonisten Stan Getz aus dem Jahr 1977 entdeckt: „Live at Montmartre“ (Steepl Case). Das Konzert fand nicht in Paris, sondern in einem Kopenhagener Jazzclub gleichen Namens statt. An Getz’ Seite spielte der dänische Bassist Niels-Henning Ørsted-Pedersen (bei dem sich meine Ohren automatisch aufstellen, sobald der Name fällt), Billy Hart am Schlagzeug und - Huch! - eine Frau an Klavier und Rhodes:
Joanne Brackeen (*1938), die bereits in den 50er Jahren in der Männer-dominierten Jazzszene einen festen Platz eingenommen hatte und als erste und einzige Frau Mitglied der Art Blakey Jazz Messengers war, einer wichtigen Talentschmiede des amerikanischen Jazz. Nachdem sie neben ihrer musikalischen Tätigkeit vier Kinder großgezogen hatte begann sie erst spät eigene Formationen zu gründen und in der Lehre an renommierten Musikhochschulen zu arbeiten. Ihr Klavierspiel, das sie sich ab dem Alter von 11 Jahren autodidaktisch beigebracht hatte, ist extrem energiegeladen und vielseitig.
Ihr erstes Album unter eigenem Namen „Snooze“ (1975, später als „Six Ate“ neu aufgelegt) ist ein Klaviertrio mit einem hervorragendem Cecil McBee am Bass und wiederum Billy Hart am Schlagzeug, das sich in einer Reihe mit andern großen Jazzklaviertrioaufnahmen durchaus sehen lassen kann. Sehr schön auch eine Duoaufnahme mit dem Bassisten Eddie Gomez „Prism“ (1979), aber eigentlich ist jede Aufnahme mit Joanne Brackeen, die mir bisher untergekommen ist ein Volltreffer. Und dazu zählt natürlich auch das eingangs erwähnte Konzert mit Stan Getz!