25. September 2023
Schubert, gezupft
Es gibt einige Künstler, die sich wie ein roter Faden durch diesen Blog ziehen. Franz Schubert gehört unter anderem dazu. Auf dem kleinen, fein konzipierten Label Vision Fugitive ist soeben das Album „Sehnsucht“ mit einer Auswahl seiner Liedkompositionen in Gitarrenbegleitung erschienen. Anfang des 19. Jahrhunderts, der Zeit in der Schubert mit seinen Kameraden durch Wien und sein Umland zog und in Kneipen und Wohnungen Soireen veranstalteten, war die Gitarre ein gern gesehenes Begleitinstrument. Daher wurden schon damals Liedpartituren nicht nur mit Klavierbegleitung, sondern auch mit Gitarrenbegleitung veröffentlicht, die oft von den Verlegern selbst angepasst wurde.
Aus diesen Versionen wählten nun die Sopranistin María Cristina Kiehr und der Gitarrist Pablo Márquez fünfzehn Lieder aus und interpretieren jedes von Ihnen sehr individuell und ergreifend. Zunächst hat man ein bisschen den Eindruck mittelalterlicher Lautenmusik zu lauschen, doch sehr schnell erkennt man den typischen Duktus der Schubertlieder. Und da die Gitarrenbegleitung überraschend gut dazu passt, könnte man Franz Schubert fast als den Urvater der österreichischen Liedermacher bezeichnen.

Und wenn man im Folgenden dann auch noch die Ausgabe der Winterreise (2011, Christophorus) mit dem Tenor Christoph Prégardien und Tilman Hoppstock an der Gitarre anhört, überlegt man für einen kurzen Moment ob man dieses Werk vielleicht nur noch mit dieser Instrumentalbegleitung hören möchte …