24. September 2022

Hurdy-Gurdy

In den 90er Jahren veranstaltete ein Münchener Kaufhaus, das neben viel Mode, auch eine sehr passable Tonträgerabteilung beherbergt, eine Konzertreihe namens „Jazz im Beck“. Mein erstes Konzert, an das ich mich dort erinnern kann, fand zwischen zur Seite geschobenen Kleiderständern statt und es konzertierte der Drehleierspieler Valentin Clastrier, begleitet von verschiedenen europäischen Musikern (siehe Bild) mit denen er damals hervorragende Alben wie „Hérésie“ (1992) und „Le bûcher des silences“ (1994) produzierte. Ganz besonders mochte ich das Trioprojekt „Palude“ (1995, Wergo, » trio) zusammen mit dem Saxofon- und Klarinettenspieler Michael Riessler und dem Tamburinspieler Carlo Rizzo.

Die Drehleier (engl. Hurdy Gurdy) ist ein Instrument dessen Ursprünge im Mittelalter liegen und das – grob gesagt – aus Saiten, Tasten und einer Kurbel besteht, die an einem Holzkasten befestigt sind und für ein sehr besonderes Klangspektrum sorgen. Vertiefend dazu empfehle ich den Dokumentarfilm Im Inneren des Klanges“ über den Drehleierbauer Wolfgang Weichselbaumer, der – unter anderen mit der Unterstützung von Valentin Clastrier (der bis heute zu den wichtigsten Drehleierinterpreten zählt) – entscheidend an der Weiterentwicklung dieses Instrumentes mitarbeitet hat.

Ein weiterer Kunde Weichselbaumers ist Matthias Loibner von dem soeben ein Duoalbum „Still Storm“ (2022, Intakt) mit dem Schweizer Perkussionisten Lucas Niggli erschienen ist. Darauf befinden sich Stücke, die wie vom zarten Hauch japanischer Haikus durchweht sind und für ein entspanntes, anspruchsvolles Hörerlebnis sorgen.

Übrigens: Matthias Loibner hat auch Schuberts Winterreise für Drehleier adaptiert und mit einer Sopranistin 2010 aufgenommen (RaumKlang). Eine weitere interessante Etappe dieses Werks (siehe 30.06.22 und 11.05.21).