8. Juli 2024

Sylvie Courvoisier

Über die Musik der Schweizer Pianistin und Komponistin Sylvie Courvoisier (*1968) zu schreiben, hieße eigentlich, einen Zaun um sie zu ziehen, und genau das würde ihrer Musik widersprechen. Dennoch möchte ich sie hier nicht unerwähnt lassen. Ihr wildromantisches Klavierspiel ist spielerisch offen, völlig unprätentiös und eben ziemlich grenzenlos. Jedes Album ein neues Abenteuer. Allein in den letzten Jahren hat sie einige Werke veröffentlicht, die von ihrer musikalischen Vielseitigkeit und Innovationskraft zeugen und die ich allesamt für herausragend halte:

D’Agala ― Ein Trio-Album aus dem Jahr 2018 mit Drew Gress am Kontrabass und Kenny Wollesen am Schlagzeug, auf dem jedes Stück einer anderen Person gewidmet ist, die in Courvoisiers Leben eine wichtige Rolle spielt: ihrem Vater, der ihr die Liebe zur Musik vermittelte, der Künstlerin Louise Bourgeois mit einer Hommage an deren überdimensionale Spinnenskulpturen, der Politikerin und Holocaust-Überlebenden Simone Veil und diversen musikalischen Vorbildern wie Geri Allen und Ornette Coleman.
(INTAKT, 2018)

Searching for the Disappeared Hour Im quirligen Duo mit der ebenso experimentierfreudigen Gitarristin Mary Halvorson entfaltet sich ein dynamisches Wechselspiel, in dem die beiden Musikerinnen ihre individuellen Klangwelten zu einem lebendigen, überraschenden Dialog verschmelzen lassen, der immer wieder aufs Neue fesselt.
(Pyroclastic, 2021)

The Rite of Spring - Spectre d’un songe ― Die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Cory Smythe ist Igor Strawinsky gewidmet und zeigt eine weitere Facette ihres Schaffens. Die Verbindung von klassischen Elementen mit modernen Improvisationen ist respektvoll und innovativ zugleich. Die beiden Pianisten ergänzen sich perfekt und schaffen eine dichte, faszinierende Klangwelt, die Strawinskys „Frühlingserwachen“ modern interpretiert.
(Pyroclastic, 2023)

„Manche Pianisten nähern sich ihrem Instrument, als sei es eine Kathedrale. Sylvie Courvoisier behandelt es manchmal wie einen Spielplatz“.

– Kevin Whitehead

Chimaera ― Ein Meisterwerk kammermusikalischer Kunst, inspiriert von den Traumwelten und der mystischen Symbolik Odilon Redons. Zusammen mit renommierten Musikern der New Yorker Avantgarde-Jazz-Szene (Wadada Leo Smith, Christian Fennesz, Nate Wooley, Drew Gress und Kenny Wollesen) schafft Courvoisier hier ein vielschichtiges Werk von bemerkenswerter Finesse und intensiver Ausdruckskraft.
(INTAKT, 2023)