2. Dezember 2021
Stille Knaller aus Norwegen
Norwegen ist ein Land mit weiten, einsamen Landschaften und einer vorbildlichen Jazzförderung. Kein Wunder dass dort immer wieder spannende Projekte wie diese entstehen:
1 ― Maridalen (2021, Jazzland): Das Maridalen Trio besteht aus Saxophon, Trompete und einem Kontrabass. Zu hören sind wohlklingende Melodien bei denen die Blasinstrumente meist so zart gespielt werden, dass der Atem der Spieler präsent bleibt. Der Kontrabass setzt ein meist swingendes und rhythmisierendes Fundament darunter. Der warmen Ton und die in sich ruhende Atmosphäre resultiert bestimmt aber auch daraus, dass die Aufnahme in einer einsam gelegenen Holzkirche entstand.
2 ― Christian Wallumrod Ensemble, „Many“ (2020, Hubro): Auch diese Musik ist von ganz viel Ruhe getragen, manchmal hat man sogar den Eindruck die Kompositionen sind um die Pausen herumgebaut. Vor einiger Zeit hatte ich das Glück dieses Ensemble mit diesem Programm live zu erleben. Dabei zelebrierten sie das Unerwartete so dicht, dass die Aufmerksamkeit auf jedes noch so kleinste Detail gezogen wurde. Neben Klavier, Schlagzeug, Saxophon und Trompete spielten Cello und Tenorblockflöte und alle Musiker erzeugten weitere Töne aus kleinen elektronischen Utensilien.
Auch hervorragend: „Outstairs“ (2013, ECM). (siehe „mehr“)
3 ― Maria Kannegaard Trio, „Sand I en vik“ (2020, Jazzland): Beginnend mit drei zeitversetzten „Paukenschlägen“ entwickelt das Trio (Klavier, Bass, Schlagzeug) eine Spannung die voller überraschender Details steckt. Auch hier haben die Pausen bzw. Stille einen hohen Stellenwert. Dennoch ist das Album insgesamt eher von expressivem Sturm und Drang geprägt (wie man es von nordischem Jazz kennt), aber eben auch von viel Minimalismus durchwoben.