29. März 2021

Passionszeit

Ich bin mit Kirchenmusik aufgewachsen – insofern gehört zur Karwoche natürlich ein Passionsoratorium. In diesen Jahr sind es zwei. Zwei Vertonungen des bluttriefenden Textes „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ von Barthold Heinrich Brockes (1680–1747). Dessen Zeitgenossen gefiel dieser Text so gut dass er gleich von mehr als zehn Komponisten verwendet wurde.


Angezogen durch ein auffällig schönes Cover (und ein gewisses Grundvertrauen in die spanndenden Veröffentlichungen des Labels α) wurde ich auf die soeben erschienene Brockes-Passion von Georg Friedrich Händel mit dem Ensemble Arcangelo unter der Leitung von Jonathan Cohen (2021, Alpha) aufmerksam. Diese Aufnahme ist wunderbar luftig und enschärft so ein wenig die drastische Bildsprache der Texte („Schäumest du, du Schaum der Welt, speit dein Basiliskenrachen, Brut der Drachen, dem, der alle Ding’ erhält, Schleim und Geifer ins Gesicht, und die Höll’ verschlingt dich nicht?“).

Die Version des mit Händel befreundeten Georg Philipp Telemann in einer Aufnahme mit der Akademie für Alte Musik Berlin unter der Leitung von René Jacobs (2009, harmonia mundi) ist wesentlich expressiver und voluminöser. Ich finde beide absolut hörenswert.