7. Januar 2023

Ursprünge des Jazz

Das neue Jahr begann ganz hervorragend mit einer „Geschichtsstunde“ des Pianisten Jason Moran über den Komponisten und Bandleader James Reese Europe (1881–1919). Europe schuf Anfang des 20. Jahrhunderts wichtige Grundlagen um afroamerikanischen Musikern Auftrittsmöglichkeiten zu geben und leitete bis zu 150 Musiker starke Orchester, die Konzerte und auf Tanzveranstaltungen spielten. Ragtime, Blues, Dixieland – Musik die zum Wegbereiter des Jazz wurde. Während des 1. Weltkriegs war Europe in Frankreich als Leutnant stationiert und tourte dort sehr erfolgreich mit der Regimentsband „The Hellfighters Band“ und installierte damit diese neue Musik auch in Europa. Bei ihrer Rückkehr in den USA führte diese nur aus afroamerikanischen Musikern bestehende „Hellfighters Band“ die große Siegesparade in New York an.

„From the Dancehall to the Battlefield“ heißt folgerichtig das Album auf dem Moran sein seit langem bewährtes Trio „The Bandwagon“ mit weiteren sieben Bläsern aufspielen lässt. Die Aufnahme beginnt mit einer Voiceover-Einführung in das Thema, dann folgt ein Amalgam aus alten (vor allem von J.R. Europe und W.C. Handys, dem „Vater des Blues“) und neuen Kompositionen, bei denen die Grenzen zwischen dem Beginn des 20. und dem des 21. Jahrhunderts gerne verwischen. Ragtimes und Blues, mit auffallend hoher Geschmeidigkeit intoniert, gehen oft in nachdenkliche Meditationen über. Einer der Höhepunkte der Aufnahme ist „Flee as a bird to your mountain“ ein Stück, das gespielt wurde, wenn ein Kamerad nicht mehr von Schlachtfeld zurückkehrte und das hier in die beschwörenden Formeln der Albert Ayler-Hymne „Ghost“ hinübergleitet. Das Album schließt in ausgelassener Stimmung mit „For James“ einer Collage aus aktuellen Liveaufnahmen, auch mit Gesang, um zu zeigen dass dieses musikalische Erbe immer weiter wirkt.

Das Ende von James Reese Europe war leider weniger schön. Er wurde 1919 von einem seiner beiden Schlagzeuger, der mit dessen strengen Führungsstil nicht einverstanden war, bei einem Streit mit einem Taschenmesser erstochen. „Am Tag darauf wurde die Nachricht im ganzen Land verbreitet und die Stadt New York veranstaltete eine Parade und ein öffentliches Begräbnis, das erste, das jemals einem Afroamerikaner zuteil wurde.“

Das Album ist am 1. Januar bei bandcamp erschienen (zunächst ausschließlich digital erhältlich) und neben James Reese Europe dem Pianisten Randy Weston gewidmet, der Moran vor einigen Jahren zu sich nach Hause zitierte und ihm eine 5-Stunden-Geschichtsstunde eröffnete mit dem Satz: „You need to know about James Reese Europe …“.

Quellen:
über James Reese Europe
über das Album und seine Entstehungsgeschichte